Pendelleuchte Venezia, Hellglas mit Emailmalerei, Einsatz mit Hüttenrelief,
Peill + Putzler, Düren, H 49 cm, Ø 28 cm

Foto: Katharina Renter

PEILL + PUTZLER GLASHÜTTENWERKE IN DÜREN

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Die Glashütte Peill und Sohn in Düren, zerstört im Zweiten Weltkrieg, und die Hütte der Gebrüder Putzler aus Penzig, enteignet durch den polnischen Staat, schlossen sich 1946 zusammen. Daraus entstand 1952 das Dürener Werk mit den Direktoren Günther Peill und Hans Ahrenkiel unter dem Namen Peill + Putzler. Das erste Glas wurde 1948 geschmolzen. 1994 musste diese bedeutende Hütte ihre Arbeit einstellen. Wichtige Entwerfer wie Prof. Wagenfeld, Wilhelm Braun-Feldweg und Aloys F. Gangkofner arbeiteten für die Glashüttenwerke Peill + Putzler und machten sie vor allem in Architektenkreisen bekannt. Die Zusammenarbeit mit Aloys F. Gangkofner erstreckte sich von 1953 bis 1958. Es entstand eine Vielzahl von Beleuchtungsmodellen sowie Kelchglasgarnituren. Das zeitlose Irisglas wurde bis in die 80er Jahre produziert und verkauft.

Aloys F. Gangkofner entwickelte neue Techniken für das Aufblasen der Beleuchtungskörper, die er bereits beim Freiblasen in Waldsassen erprobt hatte. Die Umsetzung dieser Techniken für die industrielle Fertigung löste die Formen von der sachlichen Strenge der frühen 50er Jahre und gab ihnen individuelle Eigenständigkeit. Die Beleuchtungskörper dienten nicht nur ihrem Zweck, sondern waren auch im unbeleuchteten Zustand eine betonte Form für den modernen Raum. Ein besonders erfolgreiches Modell war „Venezia“.

Pendelleuchten Palma (H 25,6 cm, Ø 42,6 cm) / Madrid (H 41,6 cm, Ø 38,8 cm) /
Granada (H 50,5 cm, Ø 22 cm), Mallorca (H 43 cm, Ø 36,6 cm), opalüberfangen, seidenmatt, Peill + Putzler, Düren

Foto: Peill + Putzler Archiv

Links: Pendelleuchte Bari, Hellglas mit Emailstruktur, Einsatz überfangen, Peill + Putzler, Düren, H 35  cm, Ø 42 cm
Rechts: Pendelleuchte Napoli, Hellglas mit Emailstruktur, Einsatz überfangen, Peill + Putzler, Düren, H 54  cm, Ø 48 cm

Foto: Peill + Putzler Archiv

Aloys F. Gangkofner, Skizze zu Kelchglasserie Iris, Peill + Putzler, Düren, 1956

Foto: Privatarchiv

Kelchglasserie Iris, Peill + Putzler, Düren, 1956

Foto: Peill + Putzler Archiv

Kelchglasserie Rondo, Peill + Putzler, Düren, 1955

Foto: Peill + Putzler Archiv

Skizze zum Kelchglas Allegro, 1953 / Kelchglas Allegro, 1953, Peill + Putzler, Düren, 1953

Foto: Privatarchiv / Wolfgang Pulfer

HESSENGLASWERKE, STIERSTADT

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Die Hessenglaswerke wurden 1946 von Heimatvertriebenen aus dem Gablonzer Gebiet in einer ehemaligen Bronze- und Aluminiumpulverfabrik in Stierstadt gegründet. Direktor Fischer, ehemaliger Leiter von drei Glashütten im böhmischen Josefsthal-Maxdorf, übernahm die Leitung und began 1947 die Produktion mit ca. 30 Leuten, hauptsächlich Glasmachern aus der Firma Karl Riedel in Josefsthal-Maxdorf. Später kamen Glasmacher der Firma Josef Riedel in Polaun, und Kelchglasmacher aus Schlesien hinzu. Mitte der 50er Jahre umfasste die Firma 300 Mitarbeiter. 1989 stellten die Hessenglaswerke den Betrieb ein. Das Glaswerk wurde abgerissen und das Terrain dem Wohnungsbau überlassen.

Hauptsächlich wurde Stangenglas für die Neugablonzer Schmuckindustrie produziert sowie halbautomatische Gläser und Bleikristall-Artikel. Die Qualität des Glases sowie das aus seltenen Erden geschmolzene Farbsortiment ließen die Hessenglaswerke schnell bekannt werden. 1953 verbanden sie sich mit Aloys F. Gangkofner, der gerade mit seinen freigeblasenen Gläsern die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gezogen hatte. Er brachte die von ihm wiederbelebten alten Handwerkstechniken mit, schon in der Glashütte Lamberts in Waldsassen erprobt, und versuchte, diese auf die Industriefertigung umzustellen: „Hier bei den Hessenglaswerken stand es mir zur Aufgabe, das künstlerische Formschaffen mit der Möglichkeit der Serienanfertigung zu vereinen.“

Der nach dem Zweiten Weltkrieg aufkommende Wunsch nach etwas Luxus ließ die bizarren Toilettenartikel für den Toilettentisch entstehen sowie Vasen und Schalen. Teilweise mit asymmetrischen Formen. Im gewissen Sinne war die ein Zugeständnis an die Produktionsformen der Firma sowie an ihre Kunden und zeigt die typisch modische Richtung zu Beginn der 50er Jahre.

Vase, rauchgrau, Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953, H 27 cm

Foto: Sophie Renate Gnamm

Vase, Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953, H ca. 16 cm / Schale, Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953, Ø 17,5 cm

Foto: Sophie Renate Gnamm

Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953, Karaffe H 39 cm, Krug H 22,5 cm

Foto: Sophie Renate Gnamm

Kristallglas, weiße und gelbe Streifen, Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953

Foto: Sophie Renate Gnamm

Entwürfe, Hessenglaswerke, Stierstadt, 1953

Foto: Sophie Renate Gnamm

FIRMA ERCO LEUCHTEN IN LÜDENSCHEID

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1934 wurde die Firma ERCO Leuchten in Lüdenscheid durch Arnold Reininghaus und zwei Partnern gegründet, die später wieder ausschieden. Die Firma umfasste sechs, 60 Jahre später 1000 Mitarbeiter. Hergestellt wurden bereits in den 30er Jahren aus Kunststoffen wie Bakelit und Cellidor Gewindearmaturen, Federzugleuchten und anderes. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion auf Kriegsgüter umgestellt und 1945 durch Ausbombung beendet.

Arnold Reininghaus baute den Betrieb nach dem Krieg wieder auf und produzierte zunächst nur Küchenzugleuchten, die 1948 auch auf der Hannover Messe vorgestellt wurden. Der Bedarf an preiswerten Leuchten war groß, es blieb jedoch vorläufig bei der von Architekten wenig beachteten Kunststofflampenproduktion, was sicherlich dem niedrigen Stellenwert des als Ersatzmaterials betrachteten Kunststoffs geschuldet war. Durch die Zusammenarbeit 1959 mit Aloys F. Gangkofner erhielt die Firma ein neues Profil. Das Leucht- und Röhrenprogramm wurde in klare, moderne Formen umgesetzt. Neue Beleuchtungsentwürfe für Wohn- und Büroräume entstanden. Viele Modelle erhielten auf der Hannover Messe das Prädikat „Gute Industrieform“.

Gespritze Leuchte aus festem Kunststoff, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962, H 21 cm, Ø 12 cm

Foto: Benno Keyßelitz

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„Licht ist wandelbar, es kann warm sein, verschwenderisch wie ein strahlender Herbsttag oder kalt, nüchtern und sachlich. Es stimmt heiter oder  traurig, bringt uns an langen Winterabenden freundliche Helligkeit, umgibt uns mit dem Zauber seiner liebenswerten Erscheinung. Als wir 1960 nach neuen Wegen der Lichtgestaltung suchten, dachten wir zunächst nicht an Form, an Konstruktion, an Funktion, auch nicht an Mode, Zeitstil oder Moderne – wir dachten an Licht. An leichtes, spielendes Licht, an festliche Helligkeit, an das sachlich nüchterne  Licht des Arbeitsplatzes. Bemühten uns, jedem seiner vielfältigen Gestaltung und Eigenschaften ein passendes Gewand zu verleihen. Viel Mühe, zahllose Versuche mit neuartigem Material, die Mitarbeit international bekannter Designer – an ihrer Spitze Herr Aloys F. Gangkofner – und das nie erlahmende Intersse unserer Techniker führte aus dem Wagnis einer neuen Idee heraus zu einer Vielzahl interessanter Lösungen.“

Text aus dem ERCO Katalog 1963

Kunststoff-Pendelleuchten, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962, H 17 cm, Ø 55 cm
Kunststoff-Pendelleuchten, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962, H 15 cm, Ø 35 cm; H 13 cm, Ø 45 cm

Foto: Benno Keyßelitz

Kunststoff-Pendelleuchte, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962, H 47 cm

Foto: Benno Keyßelitz

Leuchtstoff-Leuchte, Aluminium, Kunststoff, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962, H 31 cm, T 8 cm

Foto: Benno Keyßelitz

Pendelleuchten, Aluminium, Kunststoff, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1962-1963, links: Ø 35 cm, rechts: Ø 44 cm

Foto: Benno Keyßelitz

Wandlampen, Kunststoff, in Gruppen montiert, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1963

Foto: Benno Keyßelitz

Wandlampen, Kunststoff, in Gruppen montiert, Erco Leuchten, Lüdenscheid, 1963

Foto: Benno Keyßelitz